12. Rechnen oder beobachten?

Die Frage der Stichprobenziehung und die Frage der Repräsentativität, ein Komplex, der wesentlich zur Entwicklung quantitativer Sozialforschung gehören, tauchen in den sozialwissenschaften Debatten gleichzeitig und untrennbar miteinander verbunden auf.

Stichprobenverfahren waren freilich vielerorts schon getestet und anderen Wissenschaften worden, beispielsweise in der Geologie oder in den Agrarwissenschaften, und es lag eine wahrscheinlichkeitstheoretische Begründung von mathematischen Aussagen über die Stichprobenziehung vor.

Vielleicht erscheint es aus heutiger Perspektive merkwürdig: die entstehenden Sozialwissenschaften verwendeten weder die Techniken der systematischen Stichprobenziehung noch der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Aber nicht, weil kein Wissen darüber vorhanden war, sondern weil frühere statistisch operierende Sozialforscher, wie beispielsweise Alphons Quetelet, strikte dagegen waren.

Die Gründe für die Ablehnung der Anwendung von Stichproben und mathematischen Verfahren, die im Verlaufe der Entwicklung der Sozialwissenschaften verschwanden, dürfen auch heute nicht unterschlagen werden. Vielleicht werden sie vor aktuellen Verhältnissen sogar wieder aktuell.