1. Magische Konzepte?
Auf welche Weise die Sozialwissenschaften über repräsentative Stichproben Aussagen über die Gesellschaften vornehmen können, erscheint der Öffentlichkeit zuweilen als Magie, als "Geheimrezept" (Noelle-Neumann). Hier zwei real vorgekommene Beispiele der Verwendung des Begriffs der Repräsentativität und seiner Verwendung:
- Ein junger Soziologe beginnt bei einem Hilfswerk zu arbeiten. Dieses will eine Umfrage durchführen, die der Soziologie als seine erste Tätigkeit leiten soll. Sogleich wird er mit der Frage konfrontiert: wie viele Presonen müssen wir befragen, damit die Untersuchung "repräsentativ" ist? Offenbar glaubt der Fragesteller an die Existenz einer geheimen Formel, die das beantworten könnte. Der junge Soziologe ist verzweifelt, und dies zurecht, weil es auf diese Frage, so formuliert, keine Antwort geben kann.
- Ein anderes Beispiel: In einer Webumfrage steht. dass die Untersuchung nicht "repräsentativ" sei. Man kann sich fragen, was ist sie dann? Auch hierauf wird sich schwerlich eine kluge Antwort finden lassen.
Für den Laien schier unmöglich zu verstehen
Doch diese als Magie erscheinenden Praktiken rufen oft auch Skepsis hervor: In einem skeptischen Artikel über Stichprobenverfahren der Wahlforschung schreibt der Spiegel:
- "Durch diese Zufallsauswahl wird - so die Theorie erreicht - erreicht, dass beispielsweise 1000 Befragte ein verkleinertes Abbild der Gesamtheit aller Wahlberechtigten sind. Dann können, was vielen Laien schier unmöglich scheint, die Antworten eines einzelnen Befragten als repräsentativ für 60 000 gelten - für so viele, wie Rüsselsheim oder Weimar Einwohner hat (37, 1998)."
Was hinter der so dargestellten Vorstellung einer "repräsentativen Stichprobe" steht, erscheint freilich nicht nur als unmöglich - es ist auch tatsächlich unmöglich. Ausser es gäbe ein der Wissenschaft bekannte Geheimrezept wirklich, von dem die Meinungsforscherin E. Noelle-Neumann schreibt.